24 Stunden Töwerland

Juist ist etwas Besonderes, das merkt man schon am Namen. Während sich der offizielle Name „Juist“ vom friesischen Begriff „güst“ für „trocken, unfruchtbar“ ableitet, verspricht die inoffizielle Bezeichnung „Töwerland“ („Zauberland“) angenehme Überraschungen. Und so haben wir die längste der Ostfriesischen Inseln auch erlebt.

Aussicht auf Juist aus der Luft

Juists Ostende, der Kalfamer, aus der Luft. Juist benötigt keine Buhnen zum Küstenschutz.

Die Insel Juist entstand im Mittelalter aus einer größeren Landmasse namens Bant, aus der Mitte des 14. Jahrhunderts die Inseln Borkum, Juist und Norderney hervorgingen. Besiedelt wurde Juist im 14. Jahrhundert und gehörte während der friesischen Häuptlingszeit zum Einflussgebiet der Familie tom Brok, in die übrigens auch Klaus Störtebeker eingeheiratet hatte.

Aufgrund seiner besonderen Beschaffenheit und der herrschenden Strömungsverhältnisse kommt Juist, im Gegensatz zu den anderen Ostfriesischen Inseln, ohne Buhnen zum Küstenschutz aus. Auch der Fährverkehr ist von den besonderen natürlichen Gegebenheiten abhängig, weswegen in der Regel nur einmal am Tag eine Fähre, jeweils in eine Richtung zur und von der Insel, verkehrt.

Anreise: Auto oder Zug, Fähre oder Flieger?

Anzeige der Bahn

Ohne Umsteigen mit dem Zug ans Meer. Ab Hannover fährt ein Regionalexpress direkt nach Norddeich Mole.

Unsere Anreise gestaltete sich angenehm stressfrei, denn wir nutzten den Regionalexpress von Hannover nach Norddeich Mole. Mit etwas Vorausplanung konnten wir sogar für nur rund 30 € mit dem Niedersachsenticket fahren, was zumindest diesen Teil der Anreise konkurrenzlos günstig machte. Der zeitliche Mehraufwand war mit etwa einer Stunde verschmerzbar, bedenkt man, dass wir in Hannover eine satte dreiviertel Stunde Aufenthalt hatten – die wir für ein eher ungewöhnliches Frühstück nutzten.

In Norddeich Mole angekommen stellte sich allerdings die Frage, wie wir nun auf die Insel kommen. Die Fähre nach Juist fuhr erst mehr als zwei Stunden nach unserer Ankunft und die Überfahrt würde ungefähr 90 Minuten dauern, der Rückweg würde ähnlich aussehen. Hin und zurück gingen uns also etwa acht Stunden verloren – ein Viertel der uns zur Verfügung stehenden Zeit.

Nach kurzer Beratung war klar: Wir werden fliegen.

Inselflug mit FLN

Flug nach Juist

Mit dem Inselflieger ist man in weniger als zehn Minuten auf Juist.

Etwas abseits des Hafengebietes liegt der Flugplatz Norddeich, von wo aus die FLN (Frisia Luftverkehr GmbH Norddeich) nach Borkum, Juist, Norderney, Langeoog und Helgoland fliegt. Wir machten uns kurzerhand zu Fuß auf den Weg und konnten von unterwegs bereits einen Flug buchen. Den Weg zum Flugplatz hatten wir allerdings ein wenig unerschätzt; die knapp vier Kilometer sind am Besten per Taxi zu überbrücken. Nach unserem strammen Fußmarsch waren wir dann auch froh, dass es nach dem Bezahlen der Tickets (84€ p.P. hin und zurück; gegenüber 35€ für die Fähre ein finanzieller Mehraufwand, der sich u.E. absolut gelohnt hat) gleich losging.

Sektflasche im sand

Picknick am Strand!

Die Maschinen des Typs BN Islander bieten neun Passagieren Platz und benötigen für die Strecke nach Juist keine 10 Minuten. Bereits aus der Luft konnten wir den Strand bewundern, an dem wir uns nach der Ankunft erst einmal zu einem Picknick niederließen. Nach zwei Käsebroten und einem Begrüßungssekt machten wir uns auf den Weg in den Ort.

Eine böse Überraschung

Für die eine Übernachtung auf Juist hatten wir ein Zimmer in einer Frühstückspension gebucht, die Marion bereits kannte und für gut befunden hatte. Der rote, inseltypische Ziegelbau sah einladend aus und machte beim Betreten einen gefälligen Eindruck. Das Büro war nucht besetzt, an der Tür hing allerdings ein Zettel mit einer Handynummer. Merkwürdig war nur, dass niemand die Anrufe beantwortete. Gäste, die wir ansprachen, konnten uns auch keine Auskunft über den Verbleib des Eigentümers geben. Wir warteten also.

Vergebens, wie sich herausstellte, und nach kurzer Recherche war auch offenkundig, dass gar kein Doppelzimmer mehr frei war. Na großartig! Der Wirt blieb weiter verschwunden (nicht ganz; eine Textnachricht wurde zwar nach einer halben Stunde mit den üblichen zwei blauen Häkchen als gelesen quittiert, blieb allerdings unbeantwortet), so dass wir uns aufs Geradewohl nach einer alternativen Unterkunft umsehen mussten. Es wurde bereits dämmrig, die Insel war gut besucht und wir zwei sahen in unserem praktisch gehaltenen Wochenend-Outfit, wie man im Norden sagt, ordentlich budscherig aus.

Fortsetzung folgt…