Ruinen, Holzwege und die Mutter des Wassers

Die Rambla de Castro ist ein dicht bewachsenes, steil ins Meer abfallendes Tal unweit von Los Realejos, außerhalb von Puerto de la Cruz im Norden Teneriffas. Sie ist mit ihren gut ausgebauten Wanderwegen gut geeignet für Wander-Anfänger oder für einen spontanen Spaziergang.

Casa Hamilton Teneriffa

Die nahegelegene Casa Hamiltion ist ein altes Pumpwerk. Süßwasser, das am Fuß der Rambla ins Meer floss, wurde hier wieder den Berg hinaufgepumpt und als Trinkwasser sowie zur Bewässerung der Fincas genutzt.

Der Begriff „Rambla“ bezeichnet ein ausgetrocknetes Flussbett, was hier nur bedingt zutrifft, denn die Rambla de Castro war vor dem infrastrukturellen Ausbau der Insel mit Wasserleitungen ein wichtiger Trink- und Brauchwasserlieferant. Die üpppige Vegetation weist bereits darauf hin, dass sich hier das Regen- und Kondenswasser der höhergelegenen Gebiete im Gestein sammelt und ins Meer abfließt.

Start am Mirador San Pedro

Wir beginnen die – je nach eingeschlagenem Weg – etwa 2 bis 4km lange Wanderung am Mirador San Pedro. Dort lässt es sich gut parken; durch den regen Restaurantbetrieb werden Autoknacker fern gehalten. Trotzdem gilt, wie überall auf der Insel: Nichts im Wagen liegen lassen! Gut ausgebaute Stein- und Holzwege führen langsam die Steilküste hinab. Nach wenigen hundert Metern bereits passiert man die Casa Casona. Dieses Gehöft stammt aus dem 16. Jahrhundert und beherbergt die Aula de la Naturaleza Rambla de Castro, ein Besucherzentrum. Leider war es geschlossen, die Website legt nahe, dass sich ein Besuch lohnt. Weiter die Küste hinab erreicht man das Fortín de San Fernando. Dieses kleine, mit drei Kanonen bewehrte Kastell wurde Ende des 18. Jahrhunderts zum Schutz vor Piraten erbaut.

Zur Casa Hamilton oder zum Strand

Von hier aus erreicht man, an einer großen Finca vorbei, die Casa Hamilton. Wir entschieden uns jedoch, die Playa de la Fajana, den Strand am Ende der Rambla, zu erkunden und stiegen über steile Steintreppen weiter die Küste hinab. Unten, am Fuß der Rambla, erwartet uns ein einsam gelegener Felsstrand. Dort steht auch ein weiteres, verfallenes Pumpwerk jüngeren Datums, welches Fotofreunden reichlich Motive bietet. Ein paar Schritte in die Rambla hinein plätschert ein kleiner Wasserfall. Der Ort hat seinen eigenen Charme, allerdings ist vom Betreten der Ruine ebenso abzuraten wie vom Baden. Wer hier einen Unfall erleidet, ist womöglich stundenlang auf sich selbst gestellt.

Die Madre del Agua

Auf dem Weg zurück folgten wir den gut sichtbar angebrachten Holzschildern zur Madre del Agua, der „Mutter des Wassers“. Aus dieser Quelle schöpften die Einwohner der Umgebung vor der Erschließung der Region bis in die Fünfziger Jahre ihr Trinkwasser. Der Weg dorthin ist gut mit Holzpfaden ausgebaut, die ummauerte Quelle lädt zum Verweilen ein – ein klein wenig Magie umwebt den üppig bewachsenen Ort.

Tapas, Fisch und Barraquito

Kartoffeln, Garnelen und zweierlei Soße

Kanarische Salzkartoffeln mit zweierlei mojo und Knoblauchgarnelen. Mehr brauchte es nicht, um den Tag perfekt zu machen!

Bevor wir uns auf den Rückweg machten, kehrten wir noch ins direkt am Ausgangspunkt unserer Wanderung gelegene Restaurant Mirador San Pedro ein. Wann immer es das Wetter zulässt, sollte man draußen sitzen und die atemberaubend schöne Aussicht genießen. Wir bestellten Gambas al Ajillo (Garnelen in Knoblauchöl), papas con mojo (Salzkartoffeln mit kanarischer Soße) und ein Glas Weißwein (nur eines, nicht je eines, denn der Autofahrer hatte eine Cola 😉 ). Mehr brauchte es nicht, das Essen war gut und nicht zu teuer. Am Nachbartisch zerlegte eine junge Frau eine gegrillte Dorade, die köstlich bis zu uns herüber duftete, so dass wir beschlossen, bei Gelegenheit hier auch einmal „richtig“ essen zu gehen. Als inseltypischen Absacker gab es einen Barraquito, ein Mixgetränk aus süßer Kondensmilch, Likör 43, Kaffee, Milchschaum, Zimt und Zitronenzeste – alles sauber in einem Glas übereinander geschichtet und wie wir fanden, einen sehr, sehr guten! Wer übrigens keinen oder nur wenig Alkohol darin haben möchte, sagt bei der Bestellung einfach Bescheid. Hochzufrieden machten wir uns auf den Heimweg.

Unser Fazit: Eine fantastische, flexible gestaltbare Tour für einen lockeren Spaziergang oder, wer möchte, eine ausgedehnte Wanderung.

Anfahrt (externer Link zu Google Maps)

Dieser Artikel ist ursprünglich im Dezember 2015 auf Kanaren im Ferienhaus verfasst und hier neu veröffentlicht worden.